
Sensorische Integration (kurz: SI ) und Sensorische-Integrations-Therapie
In allen Situationen nehmen Kinder Sinneseindrücke auf und entwickeln idealerweise Fähigkeiten, diese zu nutzen, um sich mit ihrer Umwelt auseinander zu setzen und zielgerichtet in ihr zu handeln. So kann das Kind/der Säugling sich als kompetenter Mensch in der Welt erleben.
Es ist keine fachliche Qualifikation nötig, um zu erkennen, ob ein Säugling/Kind sich adäquat verhält. Man muss nur ein Kind beobachten. In das Gehirn kann man zwar nicht hinein schauen, aber die Verhaltensweisen eines Kindes zeigen, wie es sich und die Welt erlebt.
Sie könnten z. B. folgendes beobachten:
- das Kind/ der Säugling stößt sich und sie erwarten, dass es schreit, aber es schreit nicht
- das Kind stolpert häufig, während andere Gleichaltrige das nicht tun
- das Kind drückt andere Kinder so fest, dass sie nicht mit ihm spielen wolle
- das Kind hat keine Motivation, sich anzustrengen wie andere Kinder
- das Kind ist stur und unkooperativ und will häufiger bestimmen als andere
- es kann sich schlecht konzentrieren in der Schule, obwohl es intelligent ist
- Schildchen im Kleidungsstück müssen abgeschnitten werden – wenn es schreibt, sind die Fingernägel weiß
- es kann sich schlecht organisieren, das Kind wirkt tollpatschig und braucht länger
- usw.
Wir können uns nur dann entsprechend verhalten, wenn unser Gehirn die Situation erfassen kann, wie es von der Umwelt erwartet wird. Tut es das nicht, haben wir keine Möglichkeit angemessen zu reagieren.
„ Die Sinne entwickeln sich in Form von Bausteinen, auch wenn diese schwierig zu erkennen sind. Am frühesten entwickeln sich die Sinnessysteme, die Informationen über den eigenen Körper und seinen Bezug zur Schwerkraft liefern ( Nahsinne ). Auf diesen Bausteinen können dann die Sinnessysteme für das Sehen und Hören aufbauen, die Informationen über die Umwelt liefern ( Fernsinne ). Die visuell-perzeptiven Leistungen ( perzeptiv – nicht sprachliche Informationen aus der Umgebung wahrnehmen und verarbeiten ), die für das Lesen erforderlich sind, sind das Endprodukt von vielen Bausteinen, die sich während der sensomotorischen Aktivitäten in der führen Kindheit und Vorschulzeit aneinanderreihen. Dasselbe gilt für alle kognitiven Leistungen, für das Verhalten und das emotionale Wachstum; sie alle bauen auf einem sensomotorischen Fundament auf.“ (Dr. A. Jean Ayres )
Sensorische Integrationsstörungen sind keine Krankheit und verschlechtern sich nicht. Sie können deshalb nicht anhand von neurologischen Untersuchungen nachgewiesen werden. Daher kann eine leichte sensorische-Integrationsstörung erst auffallen, wenn das Kind in der Schule ist. Nicht alle Probleme im Leben können auf eine sensorische Integrationsstörung zurückgeführt werden.
Es besteht die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit ab der Geburt einen Eindruck über die sensomotorische Entwicklung des Säuglings/ des Kindes zu machen. Dadurch können mögliche Abweichungen früh erkannt werden und dem Säugling/ dem Kind eine gezielte Förderung angeboten werden. So besteht die Möglichkeit, dass ein Kind gut auf die Schule vorbereitet wird. Vorschulkindern das Lesen beizubringen, bevor ihr Gehirn für diese Aufgabe vorbereitet ist, nimmt dem Kind die Gelegenheit für sensomotorische Erfahrungen. Genau diese braucht es aber um in der Schule Lesen, Schreiben, Rechnen zu lernen und sich zu konzentrieren. Das Ziel einer sensorisch-integrativen Therapie ist es nicht, Fertigkeiten wie Lesen oder Schreiben zu trainieren. Vielmehr soll das Kind lernen, alle Informationen in seinem Gehirn zu organisieren, so dass es lernen und adäquat reagieren kann. Die innere Verarbeitung ist die Voraussetzung, dass das Kind leichter lernen kann.
Sollten bereits Lese- und / oder Rechen- und / oder Konzentrationsprobleme in der Schule aufgetreten sein und eine SI-Störung die Ursache sein, ist es durch aus möglich mit einer gezielten Förderung eine Verbesserung zu erreichen.
„In den letzten Jahren hat sich das Wissen, dass bei Lernschwierigkeiten eine gestörte Hirnfunktion vorliegt, zunehmend verbreitet. Weniger bekannt hingegen ist, dass auch Verhaltensstörungen ihre Wurzeln in einer gestörten Hirnfunktion haben können.“ ( Dr. A. Jean Ayres ) Die Sinnesfunktionen sind Bausteine für eine emotionale Stabilität.