
Gedanken zum Fuß (Sichelfuß – flaches Fußgewölbe )
Eine Sichelfußhaltung und ein flaches Fußgewölbe können auf Dauer die Statik der betroffenen Person aus dem Lot bringen. Eine dauerhafte Fehlstatik könnte die Gelenke stark belasten.
Der Sichelfuß
Eine Sichelfußhaltung sollte idealerweise ab dem 6. Lebensmonat in den meisten Positionen nicht mehr zu erkennen sein, in allen Lagen ab dem 8. Monat. Bereits ab dem 6.Monat sollte der Säugling Gleichgewichtsreaktionen im Fuß entwickeln – den Fußaußenrand hochziehen. Eine zu lange anhaltende Sichelfußhaltung konnte ich in den letzten 30 Jahren nahe zu ausnahmslos im Zusammenhang mit einem nicht ausreichend entwickelten Gleichgewichtssystem beobachten. Macht das Sinn? Nach meinem Verständnis versucht der Säugling / das Kind sich an etwas festzuhalten und dreht deshalb den Fuß nach innen – so, wie man sich mit den Füßen an einem Seil festhält, wenn man es hochklettert. Das Kind kommt aus dem Gleichgewicht bei Lageveränderung und versucht sich mit den Füßen festzuhalten.
Aus dem Sport wissen wir, dass neue Bewegungen gelernt werden können, wenn wir die Bewegungsabläufe, die für den Sport notwendig sind, trainieren. So ist es auch mit der Fußstellung. Wenn sie geändert werden soll, muss trainiert werden.
Eine Umfrage in meiner Praxis hat ergeben, dass fast alle Eltern von Kindern mit Sichelfußhaltung ihre Kinder als stur und unkooperativ beschreiben. Andere Eltern haben diese Beschreibungen ihrer Kinder nicht benutzt. Ist dieser Zusammenhang erklärbar? Das Kind kommt bei Lageveränderungen körperlich aus dem Gleichgewicht und seelisch, emotional eben auch. Es erlebt Angst und Unsicherheit, wenn sich seine Position im Raum durch Einfluss von außen verändert – z.B. wenn das Kind geschubst wird oder wenn es als Baby hoch genommen wird. Ein Mensch der Angst hat, will bestimmen. Er muss aus meinem Verständnis Bestimmer sein, weil er nur so sicher ist, dass er nicht aus dem Gleichgewicht kommt.
Flaches Fußgewölbe
Bis zum 6. Lebensjahr sollte sich ein Fußgewölbe entwickeln. Ab dem 4. Lebensjahr kann man erkennen, dass sich der Fuß auf der Innenseite hebt. Ein Längsgewölbe beginnt sich zu entwickeln. Mit 3-4 Jahren, wenn das Kind immer noch den Zwischenfersensitz benutzt, könnte man den Verdacht haben, dass die Muskulatur zu wenig Spannung ( Tonus ) hat. ( Zwischenfersensitz: das Kind sitzt auf dem Boden nicht auf den angewinkelten Unterschenkeln, sondern dazwischen, das Becken ist auf dem Boden und die Unterschenkel sind angewinkelt rechts und links daneben )
In dieser Position entfernt sich der Hüftkopf zu weit aus der Hüftgelenkspfanne. Die Gelenkpartner haben nicht den bestmöglichen Kontakt ( Artikulation ). Dadurch kommt es zu einer unphysiologischen Stellung der Gelenkpartner im Knie und im Sprunggelenk ( Fuß ). Diese Fehlstellung begünstigt die Entwicklung eines Knick-Senk-Plattfußes bzw. erschwert die Entwicklung eines Fußgewölbes. Gelenkfehlstellungen haben auch auf die Motorik einen ungünstigen Einfluss, weil wir auf den Gelenkflächen Nervenenden haben, die uns Informationen geben, in welcher Stellung sich das Gelenk befindet. Ist der Kontakt zwischen den Gelenkpartnern nicht optimal, kommen im Gehirn nicht die optimalen Informationen an.
Häufig haben Kinder, die den Zwischenfersensitz benutzen, auch in anderen Gelenken, wie Daumen, Ellenbogen und Knie, eine zu große Mobilität ( muskuläre Hypotonie ).
Kinder mit einer muskulären Hypotonie können ungeschickt sein, mögen ggf. weniger weit laufen als Gleichaltrige und wollen häufiger getragen werden als andere.
Das Ergebnis der Umfrage in meiner Praxis ergab, dass fast ausschließlich die Eltern von hypotonen Babys das Verhalten als pflegeleicht beschrieben haben. Diese Babys werden auch als zufrieden und ruhig von ihren Eltern erlebt. Wenn diese Babys auf den Arm genommen werden, hat man nicht selten das Gefühl, sie fallen einem aus dem Arm oder sie fühlen sich schwerer an als ein gleichschweres anderes Baby. Eine Mutter z.B. sagte: Mein Baby hat abgenommen. Beim Wiegen merkte sie, es hatte zugenommen. Was war passiert? Das Baby hatte eine höhere Muskelspannung entwickelt durch die Therapie und mehr von seinem Gewicht selbst getragen.
Weitere Beschreibungen finden Sie auf der Internetseite: muskelhypotonie.de oder anderen Quellen